Dass der Titelverteidiger Samurai nur einer von mehreren Favoriten ist, zeigt wie hochkarätig das Feld im höchstdotierten Schweizer Grasbahn-Rennen ist.
Pferderennen sind keine Wunschkonzerte - so lautet einer der Weisheiten im Turf, wie der Pferderennsport im Jargon genannt wird. Natürlich wird in diesem faszinierenden Sport viel geträumt, gehofft und immer wieder gehen Wünsche in Erfüllung. Doch gerade in den grossen Rennen, den Big Points, braucht es neben Können auch oft Glück. Der Rennverlauf muss passen, die Tagesform, die äusseren Bedingungen und so weiter. Am kommenden Sonntag findet auf der Pferderennbahn Zürich-
Dielsdorf eines der Highlights der gesamten Schweizer Rennsport-Saison statt: Der Grand Prix Land Rover - Jockey Club ist mit 100'000 Franken Preisgeld das höchstdotierte Grasbahn-Rennen der Schweiz. Allein der Sieger galoppiert für seine Entourage 42'000 Franken ein.
Das Pekuniäre ist das Eine. Wichtig, ohne Frage. Doch es geht in diesem seit 1976 gelaufenen Flachrennen über 2475 Meter auch um Prestige und um Rum. Die Namen der Sieger werden oben auf der Tribüne "in Gold" verewigt. In 19 von bisher 42 Austragungen stammte das siegreiche Pferd aus einem Quartier in Frankreich, Deutschland, England und einmal aus Spanien. Dieses Jahr sind die besten Schweizer Galopper für einmal unter sich. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil mehrere hierzulande trainierte Pferde sich in den letzten Wochen im Ausland von ihrer besten Seite gezeigt hatten. Zwei vor Ort in Dielsdorf vorbereitete Galopper, die von ihrer Besitzerin und Züchterin Karin Suter-Weber selbst trainierte Sweet Soul Music (Vierte auf Gruppe-II-Ebene) und Le Colonel aus dem Quartier von Andreas Schärer (Listed-Zweiter), haben in Baden-Baden für Furore gesorgt. Und der neu in Avenches von Claudia Erni trainierte Malkoboy, der neben seinem letztjährigen Derby-Sieg auf der
Frauenfelder Allmend auch in Frankreich viel Wasserverdrängung demonstriert hat, war sicher auch einer der Gründe, dass sich ausländische Trainer und Besitzer eine Reise nach Dielsdorf gründlich überlegt haben.
Sieben Starter kreuzen am kommenden Sonntag, 23. September 2018, auf der Parkrennbahn in Dielsdorf am Gala-Renntag des Rennvereins Zürich im Grand Prix Land Rover - Jockey Club die Klingen. Das wichtigste auf Gras gelaufene Flachrennen der Schweiz vereint einmal mehr viel Klasse am Start, weshalb ein Kampf auf Biegen und Brechen um den Löwenanteil des 100'000 Franken betragenden Preisgeldes erwartet werden darf. Der Stellung des Rennens entsprechend engagierten die Ställe für
dieses Rennen auch starke Jockeys.
Vor einem Jahr gewann Samurai mit Dennis Schiergen im Sattel vor seinem Stall- und Trainingsgefährten Nimrod, der im Februar dann im Grossen Preis von St. Moritz triumphierte. Die beiden Schützlinge von Champion-Trainer Miro Weiss, in diesem Jahr geritten von Milan Zatloukal und dem irischen Jockey Kieran O’Neill, stellen sich am Sonntag zur Revanche-Partie, wobei sie nun
deutlich mehr Gewicht tragen müssen als vor einem Jahr - so viel wie keiner ihrer Gegner. So muss zum Beispiel die bereits erwähnte Klasse-Stute Sweet Soul Music, die auf die Jockeyship des in der Schweiz wohnenden Deutschen Dennis Schiergen zählen kann, drei Kilo weniger schleppen. Dies entspricht auf der Distanz von 2475 Meter einem Vorteil von über 3 Pferdelängen.
Mit zwei Kilo Vorteil geht der letztjährige Schweizer Derby-Sieger Malkoboy an den Start, der vor zwei Monaten in Avenches als knapp geschlagener Zweiter sowohl Samurai (4.) wie Sweet Soul Music (5.) um vier Längen hinter sich lassen konnte. Inzwischen hat der vierjährige Hengst aus Frankreich in die Schweiz gewechselt, steht in Avenches bei Claudia Erni im Training und läuft erstmals für den Thurgauer Besitzer Paul Baumgartner. Für ihn wurde der französische Jockey Fabrice Veron verpflichtet, der zwar Malkoboy noch nie geritten aber den "Jockey Club" vor sechs Jahren bei der Austragung im Exil in Frauenfeld gewonnen hatte.
Wie die in Baden-Baden Anfang Montag auf Gruppe-II-Ebene hervorragend gelaufene Fuchsstute Sweet Soul Music, die wegen ihrer speziellen Zeichnung von ihrer Besitzerin, Trainerin und Züchterin Karin Suter-Weber liebevoll "Blondie" genannt wird, wird auch Le Colonel vor Ort in Dielsdorf trainiert. Andreas Schärer ist Trainer des Sechsjährigen, der bei 31 Starts auf Schweizer Bahnen acht Siege erzielt hat. In Baden-Baden kam vor drei Wochen fast buchstäblich um ein Haar ein weiterer Volltreffer hinzu. Mit dem Schweizer Champion-Jockey Clément Lheureux, der auch am Sonntag sein Partner sein wird, musste sich Le Colonel in einem Listed-Rennen erst ganz am Schluss äusserst knapp geschlagen geben.
Mit Aussenseiter-Chancen treten Zambeso (ein im Juni über weiteren Weg in Dielsdorf siegreicher Trainingsgefährte von Malkoboy) und Puelo an (der im April in Fehraltorf gewann). Sie haben die beiden im Schweizer Flachjockey-Championat führenden Reiter im Sattel: Nicolas Guilbert (Leader mit 16 Siegen) reitet Puelo, der junge Schweizer Tim Bürgin (aktuell Zweiter mit einem Zähler Rückstand) ist der Partner von Zambeso.
Mit dem 37. St. Leger - St. Leger Club of Lucerne steht zudem an diesem Sonntag auch das letzte klassische Rennen der dreijährigen Galopper auf dem Programm. Anton Kräuliger, Präsident des Rennvereins Zürich und seit Jahren einer der erfolgreichsten Schweizer Rennpferde-Besitzer, lässt für dieses Rennen seinen Hengst Bimini Twist aus Frankreich anreisen. Der Frauenfelder Derby-Dritte ist wohl der grösste Konkurrent des vor Ort trainierten Schimmels Cabaleiro - der ebenfalls im Besitz von Anton Kräuliger und seiner Frau Verena steht. Doch auch der zuletzt in Avenches überzeugende Checkpoint, sein Trainingsgefährte White Wind oder der erstmals in der Schweiz laufende Qatar Diamond sind zu beachten. Genau wie die frische Stutenderby-Siegerin Fabrina.
Das reichhaltige Programm beginnt am Sonntag bereits um 12.45 Uhr mit einem Galopp-Ponyrennen.
Nachwuchsförderung wird gross geschrieben, schliesslich haben auch Formel-1-Rennfahrer einmal
klein angefangen.
Bis 17.30 Uhr finden neben den beiden Hauptereignissen noch sieben weitere Flach- und Trabrennen statt. Spektakel und Hochspannung ist garantiert.
Besonderen Nervenkitzel gibt es beim Wetten auf die schnellen Pferde. Gewettet werden kann schon ab einem Einsatz von 2 Franken – so ist zusammen mit einem vielfältigen kulinarischen Angebot und Ponyreiten für die Kinder Spass für die ganze Familie garantiert.
Das Rennprogramm zur Voransicht als pdf und weitere Informationen zum Renntag finden Sie hier:
Land Rover - Jockey Club - Renntag, Sonntag 23.09.2018
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