Knapp 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer, 1100 mehr als im Vorjahr, liessen sich den letzten Zürcher Renntag der Saison 2025 nicht entgehen. Bei prächtiger Stimmung ging das Publikum Rennen für Rennen begeistert mit – teils entschieden nur Zentimeter über Sieg und Niederlage, teils sorgten überlegene Pferde für grossen Applaus auf den Tribünen.

Das Feld des 44. Schweizer St. Leger wird vom Publikum angefeuert.
Foto: Michèle Forster, animalrace.art
Der Wettumsatz erreichte 81'345 Franken; wegen eines kurzfristigen Nichtstarters mussten allerdings 694 Franken an die Wetter zurückerstattet werden. Mit dem bereinigten Betrag von 80'741 Franken (Vorjahr: 57'270 Franken bei einem Rennen weniger) wurde im Horse Park erstmals in dieser Saison die 80'000er-Marke geknackt. Insgesamt flossen an den vier Dielsdorfer Renntagen 2025 269'067 Franken durch die Wettkassen.

Erstmals in dieser Saison wird beim Wettumsatz die 80'000er-Marke geknackt.
Foto: Michèle Forster, animalrace.art
Reto Vanoli, OK-Chef und Co-Präsident des Rennvereins Zürich, freute sich über einen gelungenen Saison-Abschluss: "Dieser Renntag war top und wurde für alle Besucherinnen und Besuchern zu einem schönen Erlebnis. Es hat alles reibungslos funktioniert. Wir freuen uns auch, dass die Aktiven diesen Renntag so gut aufgenommen haben und wir sogar noch ein zusätzliches Rennen durchführen konnten. Wir bekommen sehr viele positive Reaktionen von allen Seiten."
Zur gesamten Saison 2025 zieht Reto Vanoli wie folgt Bilanz: "Im Mai sind wir verregnet worden, es war nass und kalt und hatte deshalb weniger Leute auf dem Platz. Am Kids' Day hatten wir 32 Grad, auch das war kein Geschenk. Im September hatten wir gutes Wetter, wobei wir wegen der PMU-Rennen schon um 11 Uhr begonnen haben; da staunten wir über die guten Zahlen. Alles in allem war es eine sehr gute Saison, kein Renntag war im Minus, ich rechne mit einem mindestens so guten Abschluss wie im 2024. Nun laufen bereits die Vorbereitungen für die Saison 2026. Geplant sind wieder vier Renntage mit vielen Highlights. Los geht es am 3. Mai 2026 mit dem traditionellen Zürcher Renntag."
Das traditionsreiche St. Leger in Dielsdorf (dotiert mit 20'000 Franken, unter dem Patronat des St. Leger Clubs und der Hull’s School) forderte über 3000 Meter einmal mehr echtes Stehvermögen. Das aufgeweichte Geläuf machte den ohnehin anspruchsvollen Klassiker zur zusätzlichen Prüfung – und die beiden Gäste aus Deutschland zeigten, dass sie mit den Bedingungen am besten zurechtkamen.
WALKOVER übernahm früh die Spitze, NICLAS folgte dicht dahinter. Im Schlussbogen versuchte WALKOVER, sich abzusetzen, doch NICLAS blieb dran – und zog auf der Zielgeraden unaufhaltsam vorbei. Mit Rémi Campos im Sattel siegte der Hengst souverän mit etwas mehr als einer Länge Vorsprung.

NICLAS (Rémi Campos) und WALKOVER (Martin Laube) beim Zieleinlauf.
Foto: Michèle Forster, animalrace.art
Bester Schweizer wurde ASAFKHAN auf Rang drei, CHAMARANDE belegte Platz vier. Bemerkenswert: Die ersten vier Ränge gingen ausschliesslich an Dreijährige. Die erstmals startberechtigten Vierjährigen reihten sich geschlossen auf den Plätzen fünf bis acht ein.
Für NICLAS war es der erste Sieg in Dielsdorf. Der Schützling des Kölner Trainers Waldemar Hickst war hier zuvor zweimal Dritter gewesen – vor einem Jahr im Critérium der Zweijährigen und im Sommer im Derby. Nun krönte er seine Entwicklung mit dem Triumph im St. Leger. Der Hengst lief erstmals in den Farben des St. Gallers Marcello Randelli, der ihn erst kurz vor dem Rennen mit Blick auf eine zukünftige Hinderniskarriere erworben hatte. 25 Jahre nach dem Sieg seiner TUCACAS im Stutenderby durfte Randelli in Dielsdorf erneut jubeln – diesmal dank NICLAS im St. Leger.
Unmittelbar vor dem Hauptereignis waren die Youngsters an der Reihe – und das Feld konnte sich sehen lassen: Es war eines der hochklassigsten der letzten Jahre. Am Ende wurde es das Rennen eines einzigen Pferdes – einer kleingewachsenen Stute, die ihren Gegnern nicht den Hauch einer Chance liess.
MISS TALVARD, die Hoffnungsträgerin des Stalles Aventicum aus dem Quartier der Champion-Trainerin Claudia Erni, bestätigte eindrucksvoll ihren Ruf. Wie bei ihren bisherigen Starts sass Derby-Siegjockey Enzo Corallo im Sattel der 2.30:1-Favoritin. In der Zielgeraden kam die Schimmelstute unwiderstehlich auf, ging im Canter an ZARKO vorbei, der zuvor den Führenden DIEGO DE LA VEGA abgelöst hatte. Innerhalb weniger Galoppsprünge war klar, wer hier das Sagen hatte – MISS TALVARD dominierte danach bis am Schluss. Auf den letzten 100 Metern liess Corallo die Klasse-Stute nur noch austrudeln. Der Vorsprung im Ziel: Eine dreiviertel Länge auf ZARKO, insgesamt zwei Längen auf die starke Dritte SEA OF MAGIC.

MISS TALVARD (Enzo Corallo) hat die Nase vorn.
Foto: Michèle Forster, animalrace.art
Sechs Jahre nach ihrer Mutter VALROSE – neunfache Siegerin in der Schweiz und in ihren ersten sechs Starts ungeschlagen – trat nun MISS TALVARD in deren Hufspuren. Die Tochter des in Frankreich für 12'000 Euro deckenden THE GREY GATSBY (ein Sohn von Mastercraftsman) gewann in einem Stil, der für die Zukunft Grosses erahnen lässt.
Wie die Zweijährigen kämpften auch die besten Meiler über 1800 Meter um 10'000 Franken Preisgeld. Die klare Favoritin ROAA musste dabei mehr kämpfen als ihren Anhängern lieb sein konnte. TORTUGUERO leistete trotz einer dreieinhalb Kilo höheren Bürde erbitterten Widerstand und hatte im Ziel nur einen Hals Rückstand auf die von Sally Langhard zum dritten Sieg in Folge gerittene Fuchsstute im Besitz von Christine Müller. Der bereits zehnjährige HAUTOT folgte als Dritter ebenfalls dichtauf.

ROAA (Sally Langhard) macht den Hattrick perfekt.
Foto: Michèle Forster, animalrace.art
ROAA sorgte mit ihrem Sieg - zuvor hatte bereits ihr Trainingsgefährte MONTE CASTELO (Latisha Huber) - für den 20. Saison-Erfolg für Trainer Josef Stadelmann, der damit um einen Zähler vor Titelverteidigerin Claudia Erni das Championat der Flachtrainer anführt.
Die Entscheidung um den Titel fällt in der Westschweiz: Acht Flachrennen stehen an zwei Renntagen in Avenches (31. Oktober und 7. November) noch auf dem Programm. Bei den Flach-Reitern baute Pablo Werder seine Führung mit zwei Siegen (PONTERO und CANOUANN) weiter aus: Der junge Aargauer hat 13 Schweizer Saison-Treffer auf dem Konto, Titelverteidigerin Tim Bürgin deren 10.