Der Rennverein Zürich startet nach einem hervorragenden Jahr mit vollem Elan in die neue Saison. Der Grossteil der wichtigsten Flachrennen der Schweizer Rennsaison finden auch im 2025 im Horse Park Zürich-Dielsdorf statt, wie am kommenden Sonntag am Zürcher Renntag. Alle Galopp-Sparten kommen zum Zug, es gibt drei Grosse Preise (15'000 und zweimal 12'000 Franken) für die besten Meiler und für die Elite der Steher (wie die Pferde genannt werden, die über viel Stehvermögen verfügen). Im Mittelpunkt steht der mit 20'000 Franken dotierte Grossen Preis der Stadt Zürich für die erfolgreichsten Hindernis-Pferde unseres Landes.
Garantiert ist Spannung, hochstehender Sport sowie Spass für die ganze Familie. Der Renntag beginnt um 12.30 Uhr mit dem Pony-Galopprennen, welches besonders bei den kleinen Gästen beliebt ist.
Der Eintritt auf den Rennplatz beträgt 20 Franken (Kinder bis 16 Jahre haben in Begleitung von Erwachsenen kostenlosen Zutritt zum Rennplatz). In diesem Preis ist der Zutritt zur Tribüne (nicht nummerierte Plätze) inbegriffen (mehr Informationen und Ticketangebote auf der Website des Rennvereins Zürich). Alles ist bereit für einen unvergesslichen Renntag! Für das leibliche Wohl ist mit einem breiten Essens- und Getränkeangebot auf dem Platz gesorgt.
1883 wurde der Grosse Preis der Stadt Zürich auf der Allmend in Wollishofen erstmals als internationale «Steeplechase» gelaufen. Der Wallach Kedgeree gewann mit Baron von Gayl im Sattel. Damit ist der Grosse Preis der Stadt Zürich das älteste Schweizer Pferderennen, das bis heute Jahr für Jahr gelaufen wird. Am kommenden Sonntag bereits zum 110. Mal.
Revanche ist angesagt, im mit 20'000 Franken dotierten Hauptereignis des Tages. Denn vier der fünf Kandidaten sind mehrmals gegeneinander gelaufen. Vor zwei Jahren kämpften drei Mitfavoriten in einem ungemein packenden Endkampf um den Sieg: FOU DE REVE hatte den Sieg vor Augen, nachdem er FANDANGO rund 100 Meter vor dem Ziel in den Griff bekommen hatte. Doch dann zündete der tschechische Gast MOLLY POWER den Turbo und fing den Schimmel noch um einen Hals ab. Dieses Trio ist am Sonntag wieder mit dabei. FOU DE REVE war der dominierende Steepler der letzten Saison, mit Siegen in Frauenfeld und zweimal Aarau (Grosser Preis des Kantons Aargau und Grosser Preis der Schweiz). Auf seiner Heimbahn Dielsdorf konnte der grosse Kämpfer im Herbst 2022 ein kleineres Rennen gewinnen, den Grossen Preis der Stadt Zürich allerdings noch nie. Denn vor einem Jahr musste sich der von Josef Stadelmann vor Ort für den Stall ForzAgricula trainierte Halbblüter um weniger als eine Länge geschlagen mit Rang drei begnügen. Damals erkämpfte sich FANDANGO mit Carina Schneider den Sieg, die beiden sorgten für den ersten Erfolg einer Frau in der Geschichte des Traditions-Rennens. Auch für den sonst in allen Big Points in der Schweiz bereits siegreichen Trainer Jürg Langmeier war dies eine Premiere, wie für die Besitzer vom Stall Allegra Racing Club. Im Herbst sorgte FANDANGO mit seinem Trainer im Sattel für ein weiteres Highlight, als er im Grossen Preis von Meran (250'000 Euro Preisgeld) auf höchster Gruppe-Ebene Rang vier belegte.
Dieses Mal könnte die Stunde einer anderen Besitzergemeinschaft schlagen: Der Stall Schachen hat mit FALKO DES FLOS die letzten drei Rennen, in denen er ins Ziel kam, allesamt gewonnen. Der Einschub ist allerdings nicht ohne: Bei den letzten sechs Einsätzen erreichte der unterwegs oft eifrige Sechsjährige dreimal das Ziel nicht (zweimal angehalten, einmal reiterlos), wobei er in Maienfeld entschuldigt ist, da ging sein Reiter falsche Bahn. Die Art und Weise, wie er am Ostermontag in Frauenfeld dem Vorbereitungs-Flachrennen von der Spitze aus in hohem Rhythmus seinen Stempel aufdrückte, war beeindruckend. Nun kommt der Jüngste im Feld erstmals in Dielsdorf an den Start, wo Julien Lemée ihn seit etwas mehr als einem Jahr trainiert. Mit seinem Jockey Edgar Labaisse hat FALKO DES FLOS in Maienfeld gewonnen - diese Paar ist neben FANDANGO/Carina Schneider das einzige, das gemeinsam schon reüssiert hat.
MOLLY POWER reist aus der Nähe von Karlsbad, südöstlich von Dresden, rund 150 Kilometer westlich von Prag nach Dielsdorf. Das ist keine Weltreise für den Schützling von Alzbeta Faltejskova, etwas über 600 Kilometer. Beim letzten Sieg vor zwei Jahren hatte die Reise rund 8 Stunden gedauert. Sein Besitzer Francis Fuchs, der im Elsass zu Hause ist, sagte damals: "Die grosse Stärke dieses Pferdes ist seine Ruhe. Reisen stört ihn überhaupt nicht, er regt sich nicht auf." Deshalb hat MOLLY POWER auch schon auf deutlich weiteren Trips reüssiert. So lief er vor zwei Jahren sechs Wochen nach seinem Dielsdorfer Sieg im Schwedischen Grand National in Strömsholm, über 1400 Kilometer von zu Hause weg, auf Rang zwei. Dies übrigens mit Jan Odlozil, der ihn auch am Sonntag reiten wird, wobei die beiden bei fünf gemeinsamen Starts noch nie gewinnen konnten (dreimal waren sie Zweite).
Der zweite Gast reist aus der Nähe von Köln, aus Weilerswist ins Zürcher Unterland. Christian Freiherr von der Recke, mehrfacher Champion-Trainer Deutschlands, hat aktuell 35 Pferde auf seiner Trainingsliste. Einer davon ist STEPNEY CAUSEWAY, der nach seinem dritten St. Moritz-Aufenthalt in Schweizer Besitz (Stall Klosters-Serneus) gewechselt hat. Für die neuen Farben ist der Achtjährige in diesem Frühling zweimal gelaufen, gewann in Mannheim ein Flachrennen und war anschliessend in Wissembourg Dritter in einem Jagdrennen. Wie weit der gemäss Internet-Seite seines Trainers rund 480 Kilo schwere Wallach am Sonntag kommen wird, ist schwierig zu beurteilen. Seine letzte Leistung aus dem Hindernisrennen im Elsass muss er überbieten, um vorne mitzumischen. Doch sein Jockey Hakim Tabet, der GP Schweiz-Siegjockey von 2017 mit FABULOUS VALLEY, kennt ihn nun besser.
Fandango und Carina Schneider auf dem Weg zu ihrem Sieg am 5.5.2024 über dem Wassergraben.
Am Zürcher Renntag gibt es auf der Parkrennbahn Zürich-Dielsdorf allerdings nicht nur den einen Höhepunkt, sondern ganzes Feuerwerk. Vor dem ultimativen Finale über Hindernisse laufen um 15.30 Uhr die besten Dreijährigen im Grossen Preis der Armin Hunziker AG – dem Frühjahrspreis der 3-Jährigen – um 15'000 Franken. CHAMARANDE (Tim Bürgin) und SEMILLON (Clément Lheureux) standen sich bisher dreimal gegenüber, zweimal war die Stute vorn, einmal der Hengst. Am Ostermontag In Frauenfeld dominierte CHAMARANDE ihren Widersacher auf den letzten hundert Metern mit starkem Endspurt, im letzten Herbst hatten beide in Dielsdorf je einmal gewonnen. Nun geht das Duell also in die mit Spannung erwartete vierte Runde. In diesen Zweikampf kann vielleicht der Neuling KEN D'ARZ eingreifen, der in Frankreich bei sechs Starts drei Platzgelder verdient hat.
12'000 Franken gibt es in zwei anderen Flachrennen zu gewinnen, wobei die Steher (also Pferde mit Ausdauer, Stehvermögen) um 13.30 Uhr zuerst an der Reihe sind. SINGLEDON, der Triumphator des letztjährigen Grand Prix Land Rover trifft mit der Nachwuchsreiterin Cecilia Schnyder auf SAADI (Karin Zwahlen), den famosen Sieger des Grossen Preises von St. Moritz, auf den im 2024 dreimal erfolgreichen TOP MAX (Pablo Werder), den regelmässig vorne mitmischenden QUEROYAL (Clément Lheureux) sowie die hochklassigen Rückkehrer DE FLORIO und POWER AND GRACE (Tim Bürgin). Der Neuling DIAMOND RANGER (Martin Laube) sorgt für weitere Spannung.
Um 14.45 Uhr trifft ein interessantes Septett im Grossen Zürcher Meilenpreis aufeinander. Der in St. Moritz als 1. und 2. starke gelaufene ROGUE SPIRIT (Pablo Werder) muss sich in erster Linie gegen die beiden Trainingsgefährten TORTUGUERO (Karin Zwahlen) und MYIAZ (Clément Lheureux) behaupten, die zusammen im Horse Park schon sechsmal gewonnen haben. ROCK THIS WAY (Tim Bürgin) steht mit einem Dielsdorf-Sieg zu Buche.
Wetten, dass es ungemein spannend wird am Sonntag?!
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